St. Nicolaikirche Treia

Zur Geschichte der Kirche

Seit dem 12. Jahrhundert steht hier, wo sich Treene und Handelsweg kreuzten eine Kirche, die dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer, geweiht ist. Die Treene wurde damals noch von Schif­fern mit ihren Booten befahren, die in Treia ein Lade- und Lagerplatz hatten. Zunächst wurde eine hölzerne Kapelle für die Bewohner der bischöflichen Vogtei gegründet, die sich nördlich der Bundesstraße auf Höhe der Kirche befand.

Der Sage nach wurde um 1400 die erste Steinkirche anstelle der Holzkapelle erbaut. Das Kapital für den Neubau wurde von drei in der Nähe der Kirche wohnenden Jungfrauen gestiftet. Im Laufe der Jahrhunderte haben einige Umbauten stattgefunden, sodass die Kir­che dann um 1700 am Westende etwas 6 m kürzer als heute und die Außenwände 1,5 m niedriger als heute waren. Das Dach war mit Holzschindeln gedeckt. Die Fenster waren aus Bleiverglasung und wesentlich niedriger. Die Eingangstür war auf der Südseite und da wo jetzt das Westende der Kirche mit dem Eingang ist stand ein freiste­hender, hölzerner Glockenturm mit der Glocke von 1595 (von Mel­cher Lukas, Husum). Im Inneren gab es noch keine Orgel, nur am West­ende eine Empore. Der Altar war wie heute freistehend und dahinter Platz für die Vorsänger.

Durch die Erweiterung 1757, auf die die Jah­reszahl am Westende hinweist, hat die Kirche ihre heutige Form als einschiffige spätgotische Backsteinkirche mit rechteckigem Chor bekommen. Nach einer Restaurierung in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts begegnet dem Besucher ein sehr schlicht gehaltener Innenraum.

Das Kruzifix als geschnitztes Brettkreuz gestaltet, stammt wohl aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Kreuzarme entspringen in ihrem Schnittpunkt einer runden Scheibe (als Nimbus für den Christuskopf) und werden von abgesetzten Rahmen­leisten begleitet, die an Stelle von Krabben mit kleinen gehöhlten Scheiben besetzt sind.

Das Taufbecken aus rötlichem Granit stammt aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts und ist im für Nordwest-Schleswig häufig vorkommenden Arkadentypus gehalten. Fuß und Kuppa sind jeweils aus einem Stück. Jede Sockelseite ist in drei Arkadenbögen aufgegliedert, deren vier Stützen auf Stufen stehen. An allen vier Ecken ist ein menschlicher Kopf mit seitlich herabfallendem Haupthaar eingearbeitet. Die zylindrische Kuppa ist in ihrer Wandung wie der Fuß in Arkaden gegliedert.

Die Kanzel aus dem Jahr 1603 bildet seit der letzten Renovierung der Kirche den Übergang vom Chorraum zum Kirchenschiff.
Bei Restaurierungen 1821 und 1859 soll die Kanzel „entstellt und der bedeckenden Ornamente beraubt“ worden sein. 1993 hat die Kanzel ihre heutige Bemalung und die Bibelsprüche im Sockel bekommen.
Auf den Bildtafeln sind die 4 Evangelisten abgebildet, die auf jeder zweiten Seite durch ein Flechtbandrelief voneinander getrennt werden.

Die Orgel stammt aus dem Jahre 1797 und wurde vom Flensburger Orgelbaumeister J. H. Angel mit 14 Stimmen auf zwei Manualen mit angehängtem Pedal erbaut. Zunächst befand sich das Instrument im Chorraum der Kirche über dem Altar. 1900 baute der Flensburger Orgelbauer Emil Hansen ein neues Werk unter Verwendung einzelner Teile der Vorgängerorgel. In den 50er Jahren wurde die Orgel schließlich von der Ostempore an die Westseite der Kirche verlegt, wo sie bis heute ihren Platz hat.

Anlässlich der Goldenen Konfirmation 1952 wurden für die Kirche zwei Kronleuchter gestiftet, die sich heute harmonisch in die Gestaltung des Kirchenschiffes einfügen

Die West-Tür wurde 2014  erneuert, nachdem die alte Tür am Nikolaustag 2013 durch einen Sturm irreparabel beschädigt wurde.
Der Schobüller Künstler Ulrich Lindow gestaltete die beiden Mittelteile der Tür mit dem Symbol des Fisches. Der Fisch, griechisch Ichtys, ist Zei­chen der ersten Christen in der Zeit der Verfolgung.

Die Fenster wurden 2018 erneuert, um dem eher schlichten Kirchenraum durch die farbige Gestaltung der Fenster neue Facetten zu verleihen. Dabei sollte auch das Symbol des Fisches aus der Eingangstür aufgenommen werden. Ein weiteres Ziel war es, den Chorraum mit dem Kreuz im Zentrum durch die Fenster als Blickfang für Kirchenbesucher neu hervorzuheben.

Thomas Kuzio, der die Fenster gestaltete, zielt bei seinem Entwurf auf ein integratives Gesamtbild, wobei die Fensterbogenform und die historische Sprossenverglasung maßgebliche Einflussgeber waren.

Die gestalterische Entwicklung von den Schifffenstern zu  den Chorfenstern ist in nachvollziehbaren Schritten erlebbar. Ein Weg der vom hellen Tageslicht im Schiff zu einem gewandelten Farblicht im Chorraum führt, wo sich auch die klare ornamentale Formgebung zu einer dichten textilhaften aber offenen Struktur entwickelt hat. Die Lichtfülle im Schiff ist gefühlt erhalten geblieben. Durch die Verwendung von farblosen Echtantikgläsern mit drei unterschiedlichen Bläselungsstärken werden Blendwirkungen entgegengewirkt und es entsteht eine brillante Tageslichtwirkung bei größtmöglicher Wahrnehmung des Außenraumes (Wolken, Himmel, Pflanzen). Auf Grund der Südseite und der gewünschten Illuminationen im Innenraum, sind die Farbgläser ausschließlich Echtantikgläser die zum anderen die UV-Beständigkeit garantieren.

Die Farbe Rot ist in allen Schifffenstern enthalten, um so, analog zur Farbe Blau die im Wechsel den Charakter der Fenster bestimmt, auf die Chorfenster einzustimmen.

Das Motiv  ist ein organisches Ornament welches das Thema Fisch, Welle o.ä. assoziieren kann. Es entwickelt sich von seiner Einzelwahrnehmung der Schiffsfenster zu den Chorfenstern hin, wo es sich zu einer komplexen kleinteiligen Struktur verdichtet. Die Farben der  Chorfenster  sind nahezu monochrom gehalten um die Eindringlichkeit der zu beabsichtigenden Wirkung zu erhöhen. Das Nordfenster Blau das Südfenster Rot, beides sind liturgische Farben, die zusammen einen intensiven dem Ort des Chores angemessenen Farbklang ergeben. Die Gläser sind alles Antikglas in jeweiligen differenzierten Farbzusammenstellungen.

Die textile und kostbare Kleinteiligkeit der Chorfenster wird durch eine durch den Künstler eigenhändig aufgemalten  Schwarzlotkontur erzeugt. Die „Masche“ der Kontur wird wie ein offenes Raster wirken, das die Leuchtkraft der Fenster sehr zu steigern vermag. Die Kleinteiligkeit und Farbintensität der klaren Gläser wird Illuminationen im Innenraum bei direkter Sonneneinstrahlung erwirken und eine gobelinhafte Wirkung erzeugen. Das Nordfenster hat eine rhythmische, bewegte Komposition. Das gegenüberstehende Südfenster ist hingegen geometrisch konzipiert und kann im erweiterten Sinn als eine Kreuzformvariation gelten.