Konfirmation gestern, Konfirmation heute…
Heute ist meine Generalprobe, morgen werde ich zum ersten Mal als neues Kirchenvorstandsmitglied an einer Konfirmation teilnehmen. Ich bin genauso aufgeregt wie die Konfirmanden, die neben mir stehen und heute Ihren großen Tag haben. Ich betrete die Kirche und setzte mich in die letzte Reihe, in der Annahme, daß ich auch dort alles, was wichtig für morgen ist, mitbekommen werde. Weit gefehlt.
Ich wurde im Mai 1984 konfirmiert, unsere Konfergruppe bestand aus 12 Mädels, unserer Pastor der in unseren Augen damals Uralt erschien tut mir im nach hinein noch heute leid. 12 Mädels das war für Ihn in seiner gesamten Laufzeit als Pastor das erste Mal, daß nicht ein einziger Junge dabei war. Als krönender Abschluß, so zu sagen. Wir waren seine letzte Gruppe bevor er in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen durfte. Wir waren genauso aufgeregt wie die Mädels und Jungs heute Nachmittag. Zu unser Zeit Orgelspiel, Gottesdienst, Konfirmation, nach dem Verlesen, Übergabe der Konfirmationsurkunde, das Vater unser, fertig.
Heute im Mai 2017 sieht das ganze anders aus, auch die Sichtweise hat sich verändert. Was mir sehr gut gefällt.
Die Konfirmanden betreten die Kirche, Stille tritt ein. Aber diese hält nicht lange an. Zumindest nicht bei uns in der vorletzten Reihe. Das erste Handy wird herum gereicht, Nachrichten gelesen, und kommentiert. Pastor Petersen hat sich in meinen Augen etwas ganz tolles ausgedacht, er hat einen fidget spinner mitgebracht und seine Predigt dreht sich im wahrsten Sinne des Wortes um dieses kleine Teil. Jetzt passiert folgendes: inspiriert von diesem Teil, müssen alle Leute, die hier hinten sitzen, dieses Teil aus Ihrer Tasche holen und wild drehen. Jeder der eins hat muß dies auch zeigen. Der Gottesdienst schreitet weiter voran, die Konfirmation findet statt. Was nun passiert schlägt in meinen Augen dem Faß den Boden aus. Pastor Petersen bittet zum Abendmahl. Die Familien vor mir erheben sich um daran teil zu haben. Als alle wieder auf Ihre Plätze zurückkommen denke ich, das glaube ich jetzt nicht, man könnte auch sagen: ich falle vom Glauben ab. Es schreit mir der Satz entgegen:“ Son scheiß hier gibt es ja nicht mal echten Wein.“ (Originalsprache). Ok denke ich, es wird keiner „gezwungen“ bei einer Konfirmation, außer den Konfirmanden selbst, in die Kirche zu gehen. Ich kenne Menschen, die weil sie nicht an Gott glauben, oder aus anderen Gründen, draußen warten bis alles vorbei ist. Das ist auch in Ordnung so, finde ich. Jeder wie es ihm beliebt und wie er damit um kann. Ich selber konnte mich bis zu diesem Samstag nicht überwinden in einer Kirche zu klatschen auch wenn mir die beiden Gitarrenspieler super gefallen haben. Schweren Herzens gehe ich nach Hause und denke:“ und bewahre uns vor dem Bösen“ denn ich hatte das große Bedürfnis, sie alle wie sie da waren, in der Vorletzten Reihe, zu würgen.
Sonntag: heute darf ich mit Renate ganz vorne sitzen und mir graut, was mag heute passieren. Es läuft alles sehr gut, der Gottesdienst ist toll, das Abendmahl schön ohne Kommentar, zumindest höre ich hier vorne in der zweite Reihe keinen. Ich klatsche das erste Mal in meinem Leben in der Kirche, weil ich auch heute von der beiden Gitarrenspielern begeistert bin.
Zum Glück, denke ich, war das gestern die Generalprobe und die muß doch „schlecht“ sein, damit das Highlight perfekt wird. Dieser Sonntag war ein perfekter Tag.
„Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“
Dieses hast du mir an diesem besonderen Sonntag gezeigt Danke.
Frauke Basner